Die neue Frankfurter Lämmchen-Madonna


Die Altstadt von Frankfurt am Main ist im zweiten Weltkrieg fast vollständig durch Bombenangriffe zerstört worden. Im Zuge der Neugestaltung der einst mittelalterlichen Altstadt erhielten wir die Zuschläge für fünf spannende Gebäude, allesamt Rekonstruktionen in Fachwerkbauweise. Darunter auch die Madonna Figur.

Bei der Figur der Madonna mit Christuskind handelt es sich um eine Replik aus Walnussholz. Das Original von 1490 befindet sich im Historischen Museum Frankfurt. Die mittelalterliche Skulptur ist im Laufe der Zeit leider stark beschädigt worden. Unser Ziel war es, die ursprüngliche äußerliche Darstellung der mittelalterlichen Originalskulptur nachzuempfinden, sie sozusagen „wiederzubeleben“. Um dies zur erreichen, haben wir historische Materialien verwendet.
Neben der Optik lag ein großer Fokus darauf, die technische Ausführung speziell für die Aufstellung im Außenbereich auszulegen.
Da man im Mittelalter stets mit einer sogenannten Untermalung für die Tiefenwirkung von Haut, Haaren und Stoffpartien gesorgt hat, erfolgte die Farbfassung auch bei uns in diversen Schichten. Über ihren rosigen Wangen aus echtem Zinnober dringt ein grünlicher Schein hervor, als wäre die Haut beispielsweise über den Wangenknochen tatsächlich dünner als auf der Stirn. Diese Plastizität, hervorgerufen durch grüne Erden, Zinkweiß, Zinnober und rote Erden im abgestimmten Mischungsverhältnis, verleihen dem Inkarnat (sprich den fleischigen Partien) der Madonna und des Christusknaben einen natürlichen, aber dennoch klassisch gotischen Ausdruck.
Unter dem brokatverzierten, mehrschichtigen Gewand schimmert ein leuchtendes Rot hervor, das im Mittelalter mit einer Untermalung aus Bleimennige erreicht wurde. Da dieses Pigment jedoch ein hochgiftiges Schwermetall ist, wird es heutzutage nicht mehr verwendet und wurde in der neuen Fassung durch eine kräftige rote Erde ersetzt.
Alle verwendeten Farben für die Figur haben wir manuell hergestellt. Auf einer Glasplatte wurden mit einem Läufer die Körnchen der Farbpigmente extra noch fein gerieben, damit eine außergewöhnliche Farbbrillanz entsteht. Im Sinne der historischen Fasstechniken wurde auch hier auf die Verwendung von modernen oder synthetischen Materialen verzichtet.
Auch die Vergoldung wurde gemäß dem traditionellen Handwerk ausgeführt und lässt die Kleider und Flügel der Figuren erstrahlen. Insgesamt wurden dabei etwa 4qm hauchdünnes Blattgold aufgebracht – So entstand eine gotische Madonna der Moderne, eine für uns sehr besondere Arbeit und ein nun wie einst beeindruckendes Kunstwerk.

Projektübersicht

Auftraggeber
DomRömer GmbH
Architekten
DANIEL MACHOLZ
STEPHAN KUMMER
ARCHITEKTUR UND DENKMALPFLEGE
Ausführungszeitraum
2015-2019
Ausführungszeit
500 Stunden
Mitarbeiter
9